Die Rose

Sie stand eben nur ein wenig zu nahe an der von der Sommersonne gewärmten Steinmauer. Der junge Trieb, der da so ganz und gar unmajestätisch eingezwickt und in seiner Daseinsberechtigung arg beschnitten war, beschwerte sich zutiefst empört und bekam einfach Läuse.

Die gesamte Pflanze war in kürzester Zeit befallen, nichts zeugte mehr von ihrer Grazie und Anmut.

Hilfe nahte in Form der allzeit genau beobachtenden, sich schützend kümmernden jungen Gärtnerin. Sie bemerkte die stille Anklage und sah auch, dass eben jener Trieb am stärksten befallen war.
Schmunzelnd befreite sie die Königliche aus ihrer misslichen Lage und rückte den Topf schnell zurecht.

Die Läuse fielen einige Zeit später den räuberischen Marienkäferlarven zum Opfer, die es sich schmecken ließen.

Nach einer angemessenen Weile, man lässt sich in seiner würdevollen Ruhe niemals drängen, entschloss sich die größte Knospe etwas von der ihr innenliegenden Pracht zu offenbaren. Sehr zur Freude der neugierigen nachmittäglichen Teerunde.

Barbara S.